Eine bewährte Methode um Wildkatzen nachweisen zu können ist die Anwendung von Lockstöcken. Die Lockstock-Methode wird im gesamten grenzüberschreitenden Nationalpark Thayatal-Podyjí durchgeführt. Es handelt sich hierbei um sägeraue Holzpflöcke von etwa 1 m Höhe, welche mit Baldrianwurzeln ausgestattet und mit Baldrianextrakt besprüht werden. Die Lockstöcke dienen dabei als eine Art Haarfalle, wobei der Duft von Baldrian die Wildkatzen anlockt und dazu verleitet, sich an dem Stock zu reiben. Dabei bleiben einzelne Haare an dem Lockstock hängen mit welchen über genetische Methoden mit hoher Sicherheit Aussagen über die Tierart getroffen werden können. Je nach Menge und Güte der Haarproben können auch einzelne Individuen, sowie Geschlecht und Herkunft bestimmt werden. Zusätzlich zu den Lockstöcken werden Fotofallen aufgestellt, die die seltene und scheue Waldbewohnerin auch auf Bildern festhalten soll. Ein ausschließliches Fotofallenmonitoring zur sicheren Bestimmung von Wildkatzen ist nicht ausreichend. Aus diesem Grund wird bei der Wildkatzenforschung eine Kombination der zwei Methoden gleichzeitig angewendet, das Fotofallenmonitoring und die bewährte Lockstockmethode.
Methodik der Untersuchung: genetische Analyse
Kriminalistische Methoden bringen den Nachweis
Die Wildkatze meidet die Nähe des Menschen, ist nachtaktiv und ausgesprochen scheu. Sie verfügt über eine perfekte Tarnfärbung und hält sich auch bei der Jagd vorwiegend im Dickicht auf. Von einer getigerten Hauskatze ist sie nur schwer zu unterscheiden. Der Nachweis der Wildkatze ist daher ausgesprochen schwierig. Der Fang mit Kastenfallen ist sehr aufwendig, für die gefangenen Tiere mit Stress verbunden und bedarf einer ständigen professionellen Betreuung. Leichter ist der Einsatz von Fotofallen, aber hier ist die genaue Unterscheidung von der Hauskatze anhand der entstandenen Fotos oft nicht möglich. Auch die Pfotenabdrücke von Haus- und Wildkatzen lassen sich nicht zuverlässig unterscheiden. Die Lockstockmethode ist eine einfache, aber zuverlässige Methode, Haarproben und damit genetisches Material von Wildkatzen zu erhalten. Projektleiter Thomas Mölich und seine Mitarbeiter haben in den letzten Jahren die Lockstockmethode in verschiedenen Wildkatzengebieten Deutschlands erprobt und weiterentwickelt.
Das in durchsichtigen Probebeuteln gesammelte Material wird vorsortiert. Leicht zu erkennende Wildschweinhaare und ähnliche nicht typische Haarproben werden entfernt. Die Haarfunde werden an das Forschungsinstitut Senckenberg in Deutschland geschickt. Vor der genetischen Analyse muss die nur in winzigen Spuren im Haar enthaltene DNA (Desoxy-ribonucleic-Acid) herausgelöst und für die geplante Analyse vervielfältigt werden. Letzteres geschieht mit Hilfe der sogenannten PCR - Methode (Polymerase - Kettenreaktion). Um zu klären, ob die gefundene Probe zu einer Haus- oder zu einer Wildkatze gehört, werden die Basenpaare der mitochondriellen DNA entlang eines bestimmten Abschnittes untersucht (Sequenzierung), welche bei Haus- und Wildkatzen charakteristische Unterschiede aufweisen.
Die in der Haarprobe gefundene Basensequenz kann nun mit vielen bekannten Proben von Haus- und Wildkatzen verglichen werden. Je nachdem, wie sehr die gefundene Probe den Vergleichsmustern ähnelt, kann eine Probe einer Hauskatze, einer Wildkatze oder einem Mischling zugeordnet werden. Bei fünf zwischen April und Juni 2007 gesammelten Haarproben aus dem Thayatal entsprechen diese den bekannten Wildkatzenproben. Außerdem steht aufgrund der gefundenen DNA - Sequenzen fest, dass die fünf Proben von mindestens zwei Tieren stammen. 2008 konnten zwei weitere Wildkatzen-Nachweise erbracht werden.